Oft stehen aus örtlichen Gegebenheiten parallele Gleise nicht zur Verfügung. So sind Materialtransporte nur mit
teuren Spezialwagen, z.B. Massenförderschüttwagen (Mfs) zu bewältigen. Das Umbauverfahren UKE mit einer Fahrbahn für einen ZW-Bagger oder einer sonstigen Entladeeinrichtung auf Bahnwagen des öffentlichen Verkehrs ermöglicht nun auf einfache Weise bei eingleisigen Umbaustrecken den spurgeführten Längstransport von Materialien und Stoffen.
Nach heftiger Kritik und fast schon schädlicher Skepsis erfolgte dennoch der erste Einsatz am 31.01. bis 01.02.2004 auf der Baustelle Frankfurt-Höchst unter schwierigen äußeren Rahmenbedingungen :
- Oberleitung 5,30m nicht abgeschaltet
- Gleisüberhöhung von 35mm (Schwenken bei Überhöhung)
- Aufstellbereich der Wagen mit UKE-Fahrbahn im Bogen
- Umbaugleis in Mittellage; Gleisabstand je 3,50m zum Nachbargleis
- Transportweg des Aushubmaterials über neun Wagen (180m); davon über fünf Wagen ca. 100m bis zum festgelegten Schwenkpunkt (Gleisabstand größer 5,5m)
Knapp vier Monate nach der spektakulären Aktion der UKE-Patentanmeldung und mehrfachen Startverzögerungen endlich ein „scharfer Einsatzfall“ für das neue Umbauverfahren – zunächst allerdings nur beim Materialabtransport von der Baustelle.
Mit Spannung wartete die Kolonne Hubrich und drei Personen am Freitag, den 30.01.2004 auf Ihre erste Begegnung mit dem UKE, welches sie unter Zeitvorgabe von vier Stunden auf den bereitgestellten Wagen aufbauen sollten.
Gegen 11 Uhr war es dann soweit. Die Fahrschienen, Laschen, Spurhalter und die Auffahrrampe wurden vom LKW abgeladen und seitlich gelagert. Schnell war diese Aufgabe erledigt, so daß der ZW-Bagger am Wagenende des Gleises 204 gegen 12 Uhr auf die Wagen mit Hilfe der eigens hierfür hergestellten mobilen Auffahrrampe hinauffahren konnte. Sogleich wurden die Spurhalter mit den Zentrierleisten, jeweils 1 Stück in der Wagenmitte bzw. an den Wagenübergängen, ausgelegt. Der ZW-Bagger, der auf der hinteren Wagenhälfte auf dem Wagenboden stand, baute sich jetzt die linke und rechte Fahrschiene auf, die danach mit den bereits ausgelegten Spurhalten verschraubt wurden.
Nach dem Eingleisen des ZW-Baggers auf das erste Gleisstück, holte er sich vom Zwischenlager die nächste Fahrschiene und legte sie ab. Diese wurden nun, wie zuvor beschrieben, verschraubt und montiert. Der Schienenstoß wurde verlascht. Dieser Vorgang wurde dann bis zum vollständigen Aufbau der Fahrbahn den Bahnwagen wiederholt.
Nach dem Abschluss der Verlegung der Fahrbahn gegen 15.30 Uhr wurde die Bauüberwachung benachrichtigt, welche sich vor Ort persönlich überzeugte, dass weder ein Verstoß gegen gültige Bahndienstvorschriften bzw. gegen arbeitssicherheitsrelevante Vorschriften vorlag (Hubbegrenzung, technische Sicherungsvorrichtung, Erdungsverbinder an jedem Schienenstoß). Danach wurden die Fahrbahnschienen des ersten Wagens wieder zurückgebaut und in der Wagenmitte gelagert, damit der ZW-Bagger während der Rangierfahrten durch den Bahnhof auf den Gummirädern in Wagenmitte transportfähig abgestellt werden konnte.
Sa. 31.01. bis 01.02.2004 gegen 21 Uhr rangierte der Arbeitszug, bestehend aus neun Res-Wagen mit montierter Fahrbahn, aus dem Abstellgleis 204 in das Abstellgleis „Bahnlieferungsgleis 5“ im Bahnhof Frankfurt-Höchst. Hier wurde der tags zuvor abgebaute Fahrbahnteil auf dem Wagen wieder aufgebaut, verschraubt und verlascht. Die Langerde vom Schienenende der UKE-Fahrbahn zum Umbaugleisende wurde anmontiert. Ein an der Bogeninnenseite eingepasstes und verkeiltes Kantholz zwischen Fahrschiene und Wagenbordwand als zusätzliche Fahrbahnsicherung verhindert ein Abtriften. Die Hubbegrenzung wurde unter Aufsicht der Bahnüberwachung auf 4,80m festgelegt. Gegen 22.20 Uhr stand die Einheit des UKE einsatzbereit vor der Weichenbaulücke. Der ZW-Bagger auf dem Wagen nahm am Wagenanfang den zuvor aufgehäuften Aushub direkt auf, fuhr ca. 100m über fünf leere Res-Wagen bis zu dem durch die Bahnüberwachung festgelegten Schwenkpunkt zurück, hielt dort an und drehte sich langsam zur nicht überhöhten Schiene (mit der Überhöhung) um 180 Grad und fuhr dann weiter bis zur Entladestelle auf den letzten Wagen Nr.9. Dort entlud er seinen Breitlöffel mit Altschotter, drehte sich wieder um 180 Grad und fuhr die Strecke von ca. 180m zurück an den Baustellenanfang, um erneut Aushub aufzunehmen.
Aufgrund dieser schwierigen Randbedingungen ergaben sich unterschiedliche Transport -und Fahrzeiten von 3min35s. bis 2min20s pro Fahrt. Der im Bauablauf vorgesehene Zeitraum für den Erdaushub von 4 Stunden konnte unterschritten werden, weil aufgrund mehrerer kurzer Sperrpausen im Nachbargleis ein weiterer ZW-Bagger den Materialtransport mit 17 Fahrten unterstützen konnte. Um 1.35 Uhr waren 3 Res-Wagen mit ca. 60 m³ beladen und der Arbeitszug fuhr aus dem Baugleis in das Abstellgleis 204 zurück.
Das neue Umbausystem UKE ist universell einsetzbar. Bei den nachfolgend aufgeführten Leistungen wird kein Nachbargleis benötigt :
- Kabelkanal- u. Kabelleerrohrverlegung
- Entwässerungskanalarbeiten
- Transport von Hilfsbrückenteilen zur Einbaustelle
Und wenn mal, wie so oft, kein Nachbargleis vorhanden sein sollte, so sind Materialzuführarbeiten, Schüttguttransporte für Hinterfüllungen, Randwege, etc. elegant lösbar.
Im Gleis 204 wurden die beladenen Wagen versandfertig gemacht sowie die UKE-Fahrbahn abgebaut. Alle im Praxiseinsatz gewonnenen Erkenntnisse wurden Zuhause sofort ausgewertet. Es lief noch nicht alles optimal. So ergeben sich neue Lösungsansätze zur Verbesserung, die in die UKE-Baupläne eingearbeitet und unter Einbeziehung aller am Aufbau beteiligten Abteilungen (Technisches Büro, Bauhof, technische Dienste sowie unser Patentanwalt) berücksichtigt werden müssen. Dennoch konnte den Skeptikern zum Trotz nachgewiesen werden, dass diese „Erfindung“ durchaus eine Alternative zu „herkömmlichen“, teilweise weniger effektiven, Verfahren sein kann.
Bruchteile von Sekunden nur und das neue Verfahren wäre in die Vorstandskreise der DB AG hineingetragen worden. DB Vorstandsmitglied Herr Scherz besuchte die Baustelle Frankfurt/Höchst persönlich. Leider konnte er aus terminlichen Gründen am Ersteinsatz nicht mehr teilnehmen.
Es geht weiter – UKE-Fieber im Ansteigen !